Die Vierschanzentournee 2008/09 ist gerade zu Ende gegangen. Ich sitze vor dem Fernseher, sehe dem jubelden Sieger beim Feiern zu, freue mich, und doch ist etwas anders. Es war die Tournee 1 nach Ahonen.
Janne Ahonen, einer der besten Skispringer aller Zeiten, hat im Frühjahr 2008 seinen Rücktritt bekannt gegeben. Im Winter davor hatte er noch zum fünften Mal die Vierschanzentournee gewonnen, eine Leistung, die kaum zu wiederholen, geschweige denn zu übertreffen sein wird, wie so einiges, das er der Sportart gegeben hat.
Im Sommer 2008 dann fand ein ganz besonderer Skisprungwettkampf in Ahonens Heimatstadt Lahti statt: ein Einladungsspringen mit der Crème de la creme des finnischen und internationalen Spitzensports. Vor dem Springen selbst fand noch ein Weitsprungwettkampf der Sportler statt, Finnland gegen Weltauswahl, mit Matti Nykänen, Marja-Liisa Kirvesniemi, Frankie Fredericks und Jari Litmanen als Weitenmessern. Danach ging es für die 15 Skispringer endlich auf die Schanze. Trotz der scheinbar geringen Teilnehmerzahl war das Feld hochklassig: gemeinsam haben die 15 Springer 185 Weltcupsiege errungen! So waren für Österreich Andreas Goldberger und Andreas Widhölzl am Start, Martin Schmitt und Georg Späth für Deutschland, Björn Einar Romören für Norwegen, der Schweizer Andreas Küttel, der Japaner Noriaki Kasai und natürlich Adam Malysz aus Polen. Zu den finnischen Springern gehörten zum Beispiel Matti Hautamäki und Ville Larinto, der in dieser Saison schon ordentlich von sich reden macht.
Den letzten Wettkampf gewann Janne souverän, auch wenn seine Konkurrenten ihm nichts schenkten. Am beeindruckendsten waren jedoch nicht unbedingt die Sprünge, sondern die Kulisse, die den letzten Wettkampf begleitete. Trotz grau verhangenem Himmel und dem bloßen „Showcharakter“ der Veranstaltung waren die Zuschauerränge der Salpausselkä-Schanze so voll wie zu den Weltcups im März und auch einige ausländische Gäste waren angereist, vor allem aus Polen und Deutschland, um dieses Springen zu sehen. Verschiedene Quellen berichteten von Zuschauerzahlen von 12.000 bis 15.000. Als all diese Menschen bei der Siegerehrung „Kiitos, Janne“ skandierten, lief so einigen, auch auf dem Siegerpodest, ein Schauer über den Rücken. Eine große Karriere hatte ihren Abschluss gefunden.
So wird man als Wintersportfan nun auch bei der Weltmeisterschaft im tschechischen Liberec vor dem Fernseher sitzen und irgendwie Janne Ahonen vermissen. Wenn man an berühmte Finnen denkt, wird er einem dennoch als einer der ersten in den Kopf kommen. Karriereende hin oder her.