Saunen in einer Telefonzellensauna
Die Ankündigung versprach ein einmaliges Saunaerlebnis: Saunen in einer Telefonzellensauna!
Ich hatte sogar noch versucht, vorher einen Saunabirkenquast – also saunavihta – irgendwoher zu bekommen, um das Erlebnis zu vervollständigen. Allerdings war es mir dann doch zu herausfordernd, direkt an einer der Fürther Hauptstraßen bei knackigen Novembertemperaturen die Klamotten abzulegen und sich in die Sauna zu setzen. Somit habe ich den Filmprotagonisten Kari Tenhunen alleine das Saunen den Fürther Passanten demonstrieren lassen.
In den Kinosaal 2 ging es dann später zu dem eigentlichen Hauptprogrammpunkt: deutscher Kinostart des Films „Was Männer sonst nicht zeigen“ von den Regisseuren Joonas Berghäll und Mika Hotakainen.
Als Warm-up für den Film war vorher noch die Improvisationstheatergruppe Ensemble Ernst von Leben dran. Mit Unterstützung vom Publikum haben sie lustige Geschichten mit teilweise überraschenden Wendungen und mit Finnlandbezug vorgeführt.
Via Leinwand in die Sauna
Und danach ging es via Leinwand in die Sauna. Und es wurde ernst. Der Episodenfilm zeigt einmal die Vielfalt inklusive einiger Kuriositäten, wenn es um finnische Sauna geht: gesaunt wird außer in einer „normalen“ heimischen oder öffentlichen Sauna u.a. in einem umgebauten Wohnwagen im Wald, in einer dampfenden Dreschmaschine auf dem Feld, in einem Auto und in der bereits vorher erwähnten Telefonzelle. Das zweite tragende Thema ist der Einfluss der vertrauten Atmosphäre beim Saunieren unter Freunden auf die sonst so schweigsamen finnischen Männer. Die sehr persönlichen Geschichten, die bei dieser intimen Atmosphäre erzählt werden, reichen von heiteren Berichten über Alltagsglück bis zu trübseligen, traurigen, teilweise sogar erschütternden Erzählungen über Lebenserfahrungen und Schicksalsschläge. Es geht u.a. um glückliche Beziehungen im hohen Alter, um außergewöhnliche Saunagesellen, um verlorene Kinder, um schwierige Familienverhältnisse und um traumatisierende Erfahrungen im Kriegseinsatz. Und zwischen den Episoden wunderschöne Bilder finnischer Landschaften untermalt mit berührender Musik.
In Finnland wurde der Film bereits in 2010 veröffentlicht. Aber auch wenn von der ursprünglichen Premiere bereits 6 Jahre vergangen sind, ist der Film keineswegs veraltet oder überholt. Die alle auf der Saunapritsche gleichstellende, jegliche menschliche Fassaden herunterreißende Atmosphäre von der finnischen Sauna, die einen dazu bringt, sich von der verletzlichsten Seite zu zeigen, ist ja immer aktuell.
Nach dem Film gab es die seltene Gelegenheit , den Regisseur Joonas Berghäll und zwei der Protagonisten – Kari Tenhunen und Mikko Rissanen – im Kinocafé persönlich kennenzulernen und sich mit ihnen zu unterhalten. Es war ein sehr interessanter Abschluss, die Männer vom Film live zu erleben und Fragen zu dem Film und zu ihrer Geschichten stellen zu können.